Die Ärzte

Aus Open-Punk

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Die Ärzte sind eine deutschsprachige Punk-Rockband aus Berlin. Die Band gehört zu den kommerziell erfolgreichsten deutschen Musikgruppen und hat bis heute bundesweit über 23 Millionen Tonträger verkauft. Die Musiker bezeichnen sich selbstironisch als Beste Band der Welt.

Die Ärzte aus Berlin

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die ärzte

Gründung 1982
Auflösung 1989
Wiedervereinigung 1993
Genre Rock, Punk
Website http://www.bademeister.com/

Geschichte

1982–1986: Gründungsjahre

Bela und Farin lernten sich bereits am 4. März 1981 in der Discothek „Ballhaus Spandau“ kennen. Da dem Gitarristen von Belas damaliger Punkband, Soilent Grün, die Gitarre gestohlen worden war, ersetzte Farin dessen Position. Als sich die Band nur ein Jahr später auflöste, gründeten Bela B. und Farin Urlaub zusammen mit dem Bassisten Sahnie die Ärzte. Nach eigenem Bekunden der Band wählten sie den Namen „Die Ärzte“ aus keinem bestimmten Grund, allerdings existieren (nicht zuletzt aufgrund eigener, zumeist humorvoller Bemerkungen der Bandmitglieder) verschiedene Theorien über die Namensherkunft: Eine der populären Mutmaßungen besagt, dass Bela in den alphabetisch sortierten Regalen der Plattenläden stets eine Band mit dem Anfangsbuchstaben Ä vermisst hatte. Ihr erstes Konzert gaben die Ärzte Ende des Jahres 1982 in einem besetzten Haus in West-Berlin, kleinere Fernsehauftritte und der Gewinn des mit 10.000 DM dotierten Rock-Wettbewerb des Berliner Senats schlossen sich an.Mit Hilfe des Preisgeldes nahmen die Ärzte die Mini-LP Uns geht’s prima… auf, welche im Jahr 1984 unter dem Berliner Label Vielklang veröffentlicht wurde. Durch einen Hinweis des damals auch als Musikproduzent arbeitenden Jim Rakete nahm die CBS Schallplatten GmbH die Ärzte unter Vertrag. Die Ärzte sollten ersteinmal eine EP aufnehmen. Anhand dieser wollte die Plattenfirma die Konditionen des Vertrages aushandeln. Allerdings nahmen die Ärzte in der ihnen zur Verfügung gestellten Zeit ein ganzes Album, Debil auf, um damit die Plattenfirma zu beeindrucken.Es stellt den ersten größeren Erfolg der Band da und gilt heute als Durchbruchsalbum.

Um eine anschließende finanzielle Durststrecke zu überwinden spielten die Ärzte im Jahr 1985 in dem deutschen Spielfilm Richy Guitar mit, in dem Farin, Bela und Sahnie die Rolle einer Band auf der Suche nach Erfolg verkörpern.

Ebenfalls 1985 veröffentlichten die Ärzte ihr zweites Studioalbum Im Schatten der Ärzte, welches auch erstmals die Charts erreichte.

Bassist Sahnie steuerte zum Album nur ein einziges Lied bei, Wie ein Kind, welches eigentlich Micha Suurbier geschrieben hat (Sahnie war damals das einzige Mitglied von Frau Suurbier das in die GEMA eintrat und somit war er der offizielle Autor des Liedes). Sahnie verschwieg dies Bela und Farin. Auch seine Bässe spielte Sahnie immer seltener ein, er überließ die Studioarbeit komplett Farin und Bela und dem damaligen Produzenten Micki Meuser.

Nur ein Jahr später, während der Produktion zum dritten Album Die Ärzte, verließ der Bassist Sahnie wegen persönlicher Differenzen die Band: Farin und Bela hatten ihm immer häufiger den Vorwurf gemacht, er kümmere sich nicht ausreichend um die Musik und spiele nur noch wegen der Groupies und des Geldes. Zudem galt er als sehr unzuverlässig, da sein BWL-Studium viel Zeit verschlang und er darauf bestand, die Termine der Band aufgrund dessen nach ihm auszurichten. Als er zu Farin sagte, Bela solle aus der Band geworfen werden und die Band bräuchte sein Gesicht, entbrannte ein Streit unter den Mitgliedern, in dessen Folge Sahnie die Band verließ. Seine Rechte an der gemeinsamen Musik trat er gegen die einmalige Zahlung von 10.000 DM an Bela und Farin ab.

1986–1988: Indizierungen, Veröffentlichungen in der DDR und Auflösung

Bereits 1986 folgte die Veröffentlichung des dritten Studioalbums „Die Ärzte“, die Bass-Sequenzen des Albums wurden vom Produzenten Manfred Praeker eingespielt. Als Live-Bassist stieß Hagen Liebing alias The Incredible Hagen zur Band. Am 27. Januar 1987 wurde das Album wegen des Liedes „Geschwisterliebe“ indiziert. Außerdem wurde am 10. Juni 1987 das schon drei Jahre alte Debüt-Album „Debil“ wegen der Texte zu „Claudia hat ’nen Schäferhund“ und „Schlaflied“ indiziert. Der Karstadt-Konzern nahm nach der Indizierung der beiden Alben das ganze Programm der Ärzte aus dem Sortiment; Fernsehauftritte gestalteten sich für die Ärzte in dieser Zeit zunehmend schwieriger. Ein finanzielles Desaster zeichnete sich ab, sodass bereits zu diesem Zeitpunkt in der Band erstmals über eine Auflösung nachgedacht wurde: Die Mitglieder besaßen keinerlei finanzielle Polster und sowohl die Einnahmen aus den CD- und LP-Verkäufen, als auch die Erträge der GEMA-Rechteverwertung, waren stark zurückgegangen.

Als Reaktion auf die Indizierung der Stücke veröffentlichten die Ärzte 1987 die Mini-LP „Ab 18“, welche alle bislang indizierten Lieder enthielt und forcierten somit (erfolgreich) eine erneute Indizierung des Albums. Annähernd gleichzeitig versuchten sich die Ärzte auch wieder an einem regulären Studioalbum. Mit einer deutschen Version von „Walk like an Egyptian“ von The Bangles erschien eine Single, die auch des Öfteren im Radio gespielt wurde. Doch die Aufnahmen zum nächsten Album liefen alles andere als erfolgreich, die Band schien ausgebrannt zu sein und kam nur mit mittelmäßigen Songs ins Studio. Als Reaktion darauf entschieden sie ein Album aus vorwiegend alten Stücken zu produzieren und lediglich zwei von insgesamt sieben neuen Stücken und die deutsche Version von „Walk like an Egyptian“, „Gehn wie ein Ägypter“, aufzunehmen. So wurden einige nicht indizierte Lieder der Alben „Debil“ und „Die Ärzte“ auf dem neuen Album erneut als Remixe und in anderen Versionen veröffentlicht.

Produzent war hierbei erstmals Uwe Hoffmann, der bis zu Geräusch alle weiteren Alben produzieren sollte. Das Album nannten sie auch entsprechend einer Kompilation „Ist das alles? – 13 Höhepunkte mit den Ärzten“.

Allerdings missachteten die Ärzte auch die Indizierungsentscheidung der BPjM: Anlässlich eines Konzertes am 22. Juni 1988 in Kleve spielten die Ärzte eine Instrumentalversion des Liedes „Geschwisterliebe“ und wurden daraufhin durch das örtliche Amtsgericht in einem Strafverfahren wegen Verstoßes gegen die Indizierungsentscheidung jeweils zu 1.000 D-Mark hohen Geldstrafen verurteilt. Tatsächlich hatten die Ärzte lediglich in der letzten Zeile des Stückes das Wort „Liebe“ mitgesungen. Nicht zuletzt ein inoffiziell gefertigtes Bootleg (und heute durchaus begehrtes Sammlerstück unter Ärzte-Fans) eines Konzertbesuchers in Kleve widerlegte die These des Amtsgerichts. Dennoch hatte die Band vorher die Zuschauer in ironischer Weise darum gebeten, den Text nicht mitzusingen und sind wohl auch daher nicht gegen das Urteil vorgegangen. Live hatten die Ärzte zudem das Lied „Claudia III“ gespielt, welches als Provokation für die Bundesprüfstelle gedacht war: „Claudia“ hatte nun, anders als im indizierten „Claudia hat ’nen Schäferhund“, „christlichen Verkehr“.Generell lieferten die Ärzte zu „Geschwisterliebe“ nur das Playback und ließen das Publikum singen, nicht ohne es vorher aufzufordern, gegenteiliges zu tun.

In dieser Zeit entschieden Farin und Bela während eines Zypern Urlaubs, die Band aufzulösen, auch im Hinblick auf die Unzufriedenheit bei „Ist das alles? – 13 Höhepunkte mit den Ärzten“.

Obwohl die Ärzte aus dem damals geteilten Berlin stammen, haben sie erst spät versucht, auf dem ostdeutschen Musiksektor Fuß zu fassen. Wesentlichen Einfluss auf das Engagement in der DDR hatte der erklärte „DDR-Freund“ und Neu-Bassist Hagen Liebing im Jahre 1986. So heißt es beispielsweise in der Danksagung des Albums „Das ist nicht die ganze Wahrheit…“ ausdrücklich: „… alle Fans und Freunde in der DDR…“. Hagen war es auch, der erste Kassetten mit Musik der Band bespielte und in Ost-Berlin in Kaufhäusern, Restaurants und Jugendclubs vorführte. Aus diesem Engagement heraus wurde der damalige Jugendradiosender DT64 auf die Ärzte aufmerksam und arrangierte ein Interview, das zunächst jedoch nicht ausgestrahlt wurde. Bei einem zweiten Besuch in Ost-Berlin besuchten die Ärzte ein Konzert der Band Die Anderen, und der Wunsch reifte, eine eigene Tournee durch die DDR zu veranstalten. Der Manager der Band, Conny Konzack (bis heute Manager von Herbert Grönemeyer), arrangierte schließlich mit der staatlichen Plattenfirma Amiga die Veröffentlichung einer LP und einer Kurztournee, die insgesamt 10 Auftritte umfassen sollte. Im Einvernehmen mit Amiga wurde die LP „Ist das alles?“ zur Veröffentlichung ausgewählt, einzelne Lieder wurden jedoch ausgetauscht. Den Regeln der Planwirtschaft folgend prognostizierte Amiga eine Auflage für die LP von 2000 Stück. Zur Veröffentlichung sollte es allerdings zunächst nicht kommen, da das erwähnte Radiointerview mit DT64 kurz darauf ausgestrahlt wurde und die Kulturbehörde daraufhin Album und Tour kurzerhand aussetzte. Im Jahr 1987 erschien dann jedoch, ohne Wissen der Ärzte, im Rahmen der sogenannten Quartett-Reihe eine EP mit dem Titel „Die Ärzte“ auf Amiga, welche die 4 Songs „Zu spät“, „Gehn wie ein Ägypter“, „Radio brennt“ und „Du willst mich küssen“ enthielt. Mit dem Fall der Berliner Mauer brach der Kontakt zwischen Columbia Records und Amiga ab. Aus heutiger Sicht resümiert Bela B.:

   „… die DDR war passé und wir hatten uns aufgelöst. Im Nachhinein hätten wir mindestens ein Mal in Ost-Berlin spielen sollen. “
   – Bela B. Felsenheimer in der Band-Biographie „Ein überdimensionales Meerschwein frißt die Erde auf“

Die Auflösung der Band war zu diesem Zeitpunkt bereits beschlossen, „Das ist nicht die ganze Wahrheit…“ sollte die letzte Studioplatte der Ärzte sein. Die Gerüchte um eine mögliche Trennung der Ärzte heizten erwartungsgemäß den Album- und Konzertticketverkauf stark an, die Single-Auskopplung „Westerland“ wurde ihr zunächst kommerziell größter Erfolg. Es folgte die Abschiedstour der Band, auf der die Mitschnitte zur Live-LP „Nach uns die Sintflut“ aufgenommen wurde, am 9. Juli 1988 schließlich fand in Westerland auf Sylt das vorläufig letzte Konzert der Ärzte statt. Noch im selben Jahr erschien das Dreifach-Live-Album als vorerst letzte geplante Veröffentlichung mit insgesamt 37 Stücken. Gegen den Willen der Plattenfirma wurde es zum Preis eines Doppelalbums verkauft. Erst 1990 trafen sich Bela und Farin noch einmal im Studio, unter dem Pseudonym „Bela B. & Jan“ nahmen sie das Lied „Wir brauchen… Werner“ als Soundtrack zum Film „Werner – Beinhart!“ auf.

1989–1993: Getrennte Wege

Nach der Auflösung erschien 1989 die LP „Die Ärzte früher! – Der Ausverkauf geht weiter!“, die neben alten Sampler-Beiträgen und Liedern der ersten Platten auch vier zuvor unveröffentlichte Titel enthielt.

Von 1988 bis 1993 versuchten sich Farin und Bela mit den Bands King Køng und Depp Jones (erst S.U.M.P), doch der kommerzielle Erfolg blieb in beiden Fällen aus. Dagegen verkauften sich die Platten der Ärzte in der Zeit der Trennung besser als in den Jahren zuvor, als die Band noch existierte.

1993–1999: Neugründung und Folgejahre

1993 beschlossen Bela und Farin zusammen mit Depp-Jones-Gitarrist Rodrigo González am Bass die Neugründung der Band. Ihre neue Plattenfirma suchten sie mit einer ganzseitigen Anzeige („Beste Band der Welt sucht Plattenfirma“) in der Zeitschrift „Musik Markt“. Somit konkurrierten einige Plattenfirmen um das beste Angebot, die Ärzte entschieden sich für Metronome. Außerdem erwarb Bela bei der Beckenfirma PAISTE einen Endorsement-Vertrag, der ihm das Produkt für Konzerte, Proben und Aufnahmen zusicherte. Durch Rodrigo lernte Farin den Gitarrenbauer Thomas Harm kennen, der für ihn Gitarren als Unikate nach seinen Vorstellungen anfertigte. Es wurde das Album „Die Bestie in Menschengestalt“ aufgenommen, mit dem die Rückkehr der Ärzte gelang. Die erste Single-Auskopplung „Schrei nach Liebe“ griff den aufkeimenden Rechtsextremismus im wiedervereinigten Deutschland auf. Zwischen Oktober 1993 und August 1994 spielten sie zunächst auf der „Plugged“-Tour und anschließend auf der namentlich an den Sat.1-Film-Film angelehnten „Tour Tour“ insgesamt 155 Konzerte.Es folgte 1994 das erste Best-Of-Album „Das Beste von kurz nach früher bis jetze“ mit vielen „alten“ Liedern. Es wurden aber auch B-Seiten und einige Samplerbeiträge aus den 80ern für das Jugendmagazin Moskito auf dem Doppelalbum zusammengefasst.

Das zweite Studioalbum nach der Reunion, „Planet Punk“, wurde am 18. September 1995 veröffentlicht. Um den Namen gab es zuvor eine lange Diskussion, das Ergebnis ist ein Kompromiss, mit dem niemand wirklich zufrieden war. Allerdings löste der Name eine Diskussion aus, was die Ärzte eigentlich noch mit Punk zu tun hätten. Das Album selbst geriet um einiges „punkiger“ und experimenteller als die vorherigen.Als Promotion wollten die Ärzte, ohne jeglichen Text, Plakatwände mit Nacktfotos von Bela und Farin und einem völlig überbekleideten Rod bekleben. Die Aktion scheiterte an der Vernunft, die Nacktbilder wurden einige Jahre später als Konzerttickets benutzt. Dem Album folgte dann schließlich die „Eine Frage der Ehre“-Tour. Im selben Jahr nahmen die Ärzte die EP „1, 2, 3, 4 – Bullenstaat!“ auf. Dieses deutlich aggressive Punk-Album, welches Coverversionen von Wire und den Buttocks, sowie eine Trümmerversion vom Debil-Hit „Paul“ enthält, war nur auf Konzerten und bei den Fanclubs käuflich zu erwerben und erschien zunächst ausschließlich als 7"-Vinyl-Album.Nur ein halbes Jahr später und eigentlich als EP gedacht, erschien am 27. Mai 1996 das Konzeptalbum „Le Frisur“, welches sich ausschließlich dem Thema „Haare“ widmete. Es machte Planet Punk, das sich zu diesem Zeitpunkt immer noch in den Charts befand, erwartungsgemäß Konkurrenz, wurde aber von den Fans nicht so angenommen wie sein Vorgänger. Es folgte eine große Tour mit dem Titel „Voodoo Lounge“. Mit dem Titel persiflierten die Ärzte die Rolling-Stones-Tour. Die Tour-Videos „Gefangen im Schattenreich von Die Ärzte“ und „Noch mehr Gefangen im Schattenreich von Die Ärzte (Teil 2)“ erschienen noch im selben Jahr.1996 ging außerdem für den Bassisten Rod und den Schlagzeuger Bela B. ein Traum in Erfüllung: Die Rockband KISS startete eine Reunion-Tour und die Ärzte spielten in Deutschland und der Schweiz als Vorband. Auch 1997 schlossen sich weitere Konzerte als Vorband von KISS an. Es folgte eine nicht beworbene Geheimtour unter dem Namen „Ä live“.1997 wurde vom Label „Gringo Records“ das Doppelalbum „Götterdämmerung“ zu Ehren der Ärzte veröffentlicht, auf dem eine Reihe von Bands 34 Songs von Die Ärzte covern.

Im Jahr 1998 wurde das Plattenlabel Hot Action Records von der Band gegründet. Darunter veröffentlichte Tonträger sind frei von Kopierschutzmaßnahmen, da die Band solche als erheblichen Nachteil für den „ehrlichen Käufer“ sieht.Abgesehen davon mache man sich mit der Verwendung eines umgehbaren Kopierschutzes lächerlich.

Das am 25. Mai erschienene Album „13“ umfasst die Singleauskopplung „Männer sind Schweine“, welches die erste #1 in den deutschen Single-Charts war. Ende 1998 startete die Band die Geheimtour „Paul“. Die „Attacke Royal“-Tour, die knapp 70 Konzerte umfasste, schloss sich an. Nach diesem Erfolg und der langen Tour stand die Band erneut kurz vor der Auflösung, da sie sich nach eigener Aussage „einfach nicht mehr sehen konnten“.In dieser Zeit brachen die Ärzte auch den Kontakt zur BRAVO ab, da diese Schmutzgeschichten, in denen Farin Urlaub als brutaler Schläger hingestellt wurde, vermehrt abdruckte.Nach einer kleinen Pause wurden aus Mitschnitten, die sie seit 1993 gesammelt hatten am 11. November 1999 das Live-Doppelalbum „Wir wollen nur deine Seele“ veröffentlicht. Für Fanclubmitglieder der Ärzte gab es noch eine Live-Zugabe: Unter dem Titel „Satanische Pferde“ veröffentlichten die Ärzte eine weitere CD, auf der neuere Aufnahmen vieler Titel vertreten waren, die bereits auf „Nach uns die Sintflut“ als Liveversionen erschienen waren.

2000–2006: Neues Jahrtausend - Ärzte statt Böller

Im März und April 2000 folgte die Geheimtour „Sie operieren wieder“, auf der die Ärzte als „Die Zu Späten“ auftraten. Bei zwölf Konzerten mit improvisierter Karaoke-Show mit dem Publikum kam es im Berliner „SO36“ in Kreuzberg zu einem gemeinsamen Konzert mit den Toten Hosen. Die „Toten Hosen“ waren zu gleicher Zeit als „Essen auf Rädern“ auf Clubtour. Ein zusätzlicher Auftritt als Revanche im Vorprogramm von „Essen auf Rädern“ in Düsseldorf im TOR 3 folgte, bei dem beide Bands zusammen noch einige alte ZK-/Punk-Lieder spielten.

Das nächste Studioalbum „Runter mit den Spendierhosen, Unsichtbarer!“ erschien am 23. Oktober 2000 in einer hellblauen Plüschtasche. Die Single „Wie es Geht“ kam bereits am 21. August auf den Markt und wurde vier Tage vorher live in der Harald Schmidt Show zu dessen Geburtstag vorgestellt.

Unter dem Namen „Üben, Unsichtbarer!“ spielten die Ärzte am Aschermittwoch 2001 ein Internetkonzert in ihrem Proberaum, welches via Live-Stream zusammen mit T-Online übertragen wurde. Fans konnten per Chat Liederwünsche abgeben. Ebenfalls 2001 erschien das Album „5, 6, 7, 8 – Bullenstaat!“, das neben seinem Vorgänger von 1995, das fast ausschließlich aus Coverversionen deutscher Punkbands bestand, auch etwa zwanzig weitere Stücke enthielt. Auch diese Platte wurde ausschließlich auf Konzerten und per Fanclub verkauft.

Eher als Spaß gedacht, erschien am 5. März 2001 „Yoko Ono“ als Single – das Lied an sich hat eine Laufzeit von nur 30 Sekunden. Das Video zur Single wurde mit seinen 45 Sekunden als kürzestes Musikvideo der Welt in das Guinness-Buch der Rekorde eingetragen. Im Sommer 2001 folgte die Tour „Rauf auf die Bühne, Unsichtbarer!“. Die Ärzte spielten neben Deutschland, Österreich und der Schweiz auch erstmals in Luxemburg und Italien, jeweils aber nur ein Konzert. Im Anschluss an das Tourabschlusskonzert in Westerland folgte im Herbst 2001 die Lesetour zur eigenen Biografie „Ein überdimensionales Meerschwein frisst die Erde auf“, die vom Ärzte-Fan und ehemaligen Fanclub-Leiter Markus Karg geschrieben wurde, durch Kinos in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Am 21. Juni 2002 gab die Gruppe auf dem Mariannenplatz in Berlin-Kreuzberg vor etwa 35.000 Zuschauern ihr 20-Jahre-Jubiläumskonzert mit dem Titel „15 Jahre netto“. Der Konzerttitel war als Anspielung auf die Auflösung der Ärzte zwischen 1988 und 1993 zu verstehen. Für den Eintrittspreis von 7 Euro spielten die Ärzte ca. drei Stunden live vor dem Publikum die Höhepunkte der Bandgeschichte. Als Überraschungsgast trat Hagen Liebing bei der Performance von „2000 Mädchen“ am Bass auf und Diane Weigmann sang ihren Part bei „Manchmal haben Frauen“.

Im selben Jahr, am 31. August 2002, spielten die Ärzte im Hamburger Albert-Schweitzer-Gymnasium ein Unplugged-Konzert, das als MTV-Unplugged-Aufzeichnung mitgeschnitten wurde. Begleitet wurde die Band unter anderem vom dortigen Schulorchester, dem Schulchor sowie dem Percussionisten der Götz Alsmann Band, Markus Paßlick. Aus den Mitschnitten wurde am 4. November 2002 die LP „Rock’n’Roll Realschule“ veröffentlicht, am 6. Dezember 2002 erschien die gleichnamige DVD. Danach wurde es wieder ruhig um die Ärzte, Farin ging zwischenzeitlich mit dem „Farin Urlaub Racing Team“ auf Tour. Im März 2003 tourten die Ärzte unter dem Namen Nudo Tra I Cannibali (Nackt unter Kannibalen) eine Geheimtour mit zehn Auftritten namens „Giocare Ai Birilli For Montagna Trasversale (Kegeln For Kreuzberg - siehe Bowling for Columbine)“ Giro Del Tedesco 2003 in kleinen Clubs quer durch Deutschland.

Am 29. September 2003 erschien das erste Studio-Doppelalbum der Band, „Geräusch“. Mit dem, auch als Single ausgekoppelten, Lied „Deine Schuld“ schlugen die Ärzte erneut auch politische Töne an. Die „Jenseits der Grenze des Zumutbaren“-Tour mit der Hamburger Hip-Hop-Gruppe Fettes Brot als Vorband folgte; auf Grund der hohen Nachfragen gaben die Ärzte am Wochenende vom 18. bis 20. Juni 2004 in der Berliner Wuhlheide drei Zusatzkonzerte vor jeweils 20.000 Fans, wobei als Vorgruppe jeweils die Village People engagiert wurden. In Oberhausen schnitten die Ärzte auf der Tour die erste reguläre Live-DVD mit, die unter dem Titel „Die Band, die sie Pferd nannten“ seit dem 23. August 2004 im Handel erhältlich ist. Vor der sich nun anschließenden „Unrockstar“-Tour machten die Ärzte wieder Urlaub. Das Abschiedskonzert wurde von den Ärzten vor 22.000 Menschen am 8. August 2004 in der Berliner Waldbühne gegeben. Im Herbst 2004 erschien ein Liederbuch mit den Texten und Akkorden aller 262 veröffentlichten Titel. Im November folgte als Jahresabschluss die erste Die-Ärzte-Tour durch Südamerika. Unter anderem traten sie in Buenos Aires, Santiago de Chile und San Carlos in diversen Clubs als Vorgruppe von La Vela Puerca auf.

Seit dem 30. November 2004 steht außerdem das Album „Debil“ nicht mehr auf dem Index. Das Gremium der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien (BPjM) befand nach einer erneuten Überprüfung, dass die Lieder „Claudia hat ’nen Schäferhund“ und „Schlaflied“ nicht mehr als jugendgefährdend einzustufen sind. Daher wurde die CD aus der Liste gestrichen und ist seither wieder uneingeschränkt im Handel erhältlich. Als Folge darauf erschien am 21. Oktober 2005 das Album „Devil“, die Neuveröffentlichung des Albums „Debil“ mit einigen Bonusstücken, unter anderen dem bisher unveröffentlichten Stück „Füße vom Tisch“. Die Ärzte spielten im Jahre 2005 außerdem als Headliner beim deutschen Indierock-Doppelfestival Hurricane/Southside. Ende 2005 wurde ein Ringbuchordner mit dem Titel „Die Ärzte: Notenfreund“ (Unterüberschrift: „Noten – Der falsche Weg zum Punkrock“) veröffentlicht. Er enthält die Texte, Gesangsmelodien und Gitarrengriffe aller Titel sortiert nach Alben. Der Ordner ist erweiterbar, sodass bei Neuveröffentlichungen neue Blätter nachgekauft werden können.

Im Folgejahr erschien am 6. Oktober ein weiteres Best-Of-Doppelalbum mit dem Titel „Bäst of“. Als Besonderheit wird es in einer Metallbox ausgeliefert. Darauf zu hören sind alle veröffentlichen Singles seit 1993 sowie die zugehörigen „B-Seiten“. Unter dem Namen „Ärzte statt Böller“ fand am 31. Dezember 2006 ein Silvesterkonzert im Kölner Rhein-Energie-Stadion statt. Innerhalb von zwei Wochen waren alle Innenraum-Tickets vergriffen. „Ärzte statt Böller“ war ausverkauft, ca. 45.000 Fans aus ganz Deutschland kamen nach Köln-Müngersdorf. Als Vorbereitung darauf fand am 29. Dezember 2006 in Berlin wieder ein Geheimkonzert unter dem Namen „Die Ärzte, unter falschem Namen“ statt.

2007–2008: Neues Studioalbum und Tourneen

Von April bis Juni 2007 nahmen Die Ärzte ein neues Album auf, was schon zuvor beim „Ärzte-statt-Böller“-Konzert angekündigt worden war. Die wieder in Berlin gemachten Aufnahmen für das Album „Jazz ist anders“ unterbrachen sie nur für Auftritte bei Rock am Ring (als Headliner) und Rock im Park in Deutschland, beim Frequency Festival in Österreich und beim Open Air Gampel in der Schweiz, die die „Flucht-aus-dem-Studio“-Tour bildeten. Um ihren Fans einen Einblick in die Studioarbeit zu geben, wurde an jedem Studiotag jeweils ein kurzes Video auf der Ärzte-Homepage veröffentlicht.

Anfang Juni 2007 wurden die Termine für die Tour „Es wird eng“ veröffentlicht. Viele Tourtermine waren bereits nach drei Wochen ausverkauft, woraufhin mehrere Zusatztermine angesetzt wurden.

Am 5. Oktober erschien die erste Single „Junge“ aus dem angekündigten Album. Das Video hatte am 14. September auf MTV Weltpremiere, allerdings in der aus Jugendschutzgründen von der Band selbst entschärften Version. Die unzensierte Version ist erst ab 22 Uhr im Fernsehen zu sehen. Der Single folgte am 2. November 2007 das neue Album „Jazz ist anders“, welches die Band erstmals seit 1984 wieder selbst produzierte.Der Veröffentlichung folgte die „Es wird eng“-Tour (Ende 2007). Am 18. Januar 2008 erschien die zweite Singleauskopplung Lied vom Scheitern und am 11. April 2008 folgte Lasse redn als dritte Singleauskopplung. Mitte Februar 2008 bekamen Die Ärzte in der Kategorie „Gruppe des Jahres Rock/Alternative (national)“ den Musikpreis ECHO 2008 verliehen. Farin Urlaub ließ zu der Zeit in seinem Gästebuch verlauten, dass er an seinem dritten Solostudioalbum arbeitet.Mitte Mai startete in Moskau die „jazzfäst“-Tour, die Die Ärzte bis Ende August 2008 nicht nur durch den deutschsprachigen Raum, sondern auch nach Prag und Budapest führte. Des Weiteren spielten sie auf mehreren großen Festivals, etwa auf dem Nova Rock in Österreich, dem Greenfield Festival in der Schweiz, sowie in Deutschland auf dem Highfield- und dem Area4-Festival und zum Abschluss der Festivalsaison bei Rock am See.

Im Dezember 2008 bekamen Die Ärzte die 1LIVE Krone 2008 für ihr Lebenswerk verliehen.

Für den enorm hohen Plattenverkauf von „Jazz ist anders“ erhalten Die Ärzte als einzige deutschsprachige Band einen World Music Award 2008.




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