Dm

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Was in dieser Zeit noch innovativ und mutig gewesen war, sollte sich mit zunehmender Expansion immer mehr als zu bürokratisch und schwerfällig herausstellen. Anfang der 90er Jahre änderte Werner schrittweise auch die interne Organisationsstruktur. Die Filialen erhielten zunehmend mehr Selbstverantwortung und Eigenkontrolle. Heute bestimmen die dm-Filialen vor Ort selbst ihr Sortiment, ihre Dienstpläne, zum Teil die Vorgesetzten und sogar die Gehälter [4]. Keine deutsche Großhandelsunternehmung überlässt ihren Mitarbeitern soviel Spielraum für Entscheidungen. Die Ergebnisse sind u. a. die niedrigsten Preise bei vielen Produkten [5] und eine hohe Zufriedenheit der Mitarbeiter [6] und Kunden [7].

Seine außergewöhnliche Art der Unternehmensführung lässt daher heute bundesweit aufhorchen. Er wendet darüber hinaus ein betont unautoritäres Führungskonzept an, das er „Dialogische Führung“ nennt. Es beruht auf den Grundwerten von Verständnis und Respekt: anstelle der Anweisung setzt man bei dm auf den Dialog. Hervorzuheben ist auch, dass alle Auszubildende, von Werner Lernlinge genannt, während ihrer Ausbildung zwei Mal ein achttägiges Theaterprojekt absolvieren. Mit Unterstützung von Profis sollen sie dadurch „Team- und Kommunikationsfähigkeit, Konfliktfähigkeit, die Fähigkeit, sich in andere Menschen hineinzuversetzen, zielgerichtetes wie situationsangemessenes und flexibles Handeln“ einüben. Auf diese Weise werden sie mit einem Geschäftsmodell vertraut gemacht, das sich als „lernendes Unternehmen“ versteht, um wegen den permanent sich verändernden Marktbedingungen flexibel und effizient handeln zu können. Der passionierte Ruderer Werner veranschaulicht diese Situation mit einem „permanenten Wildwasser“. Als geradezu revolutionär zu bezeichnen ist auch die ausdrückliche Absicht Werners, „Offenheit für Neues“ zu fördern. Im durchschnittlichen Betriebsalltag ist dagegen Offenheit völlig unerwünscht und wird denn auch meist als negativ empfunden. Wie eine arbeitspsychologische Studie ergeben hat [8], sind die meisten Mobbing-Opfer „offen für neue Erfahrungen“ (gewesen). Auch die Filialleiter von dm kamen am Anfang nur sehr schwer mit dieser Umstellung zurecht.

Werner ist ein bekennender Anthroposoph und richtet seine Unternehmensphilosophie nach den Prinzipien von Persönlichkeitsentwicklung, Vertrauen und Kreativität aus. Daher sieht er auch in seinen Mitarbeitern keine Personalkosten, sondern „Kreativposten“ mit „Mitarbeitereinkommen“. Prämien- und Bonussysteme betrachtet er als permanentes „Misstrauen“ gegenüber der Leistungsbereitschaft seiner Mitarbeiter (Stg. Ztg., 21. Mai 2003). Dennoch wird am Ende eines jeden Tertials eine sogenannte „Tertialabschlusszahlung“ (in variabler Höhe) an diejenigen Mitarbeiter ausgezahlt, deren Filiale das geplante Ziel erreicht oder überschritten hat. Werner sprach sich seit 2005 öffentlich für ein Grundeinkommen aus. Schließlich fördert Werner auch kulturelle und soziale Projekte wie den Hermann-Hesse-Literaturpreis und ein Tageszentrum sowie eine Zufluchtsstätte für Straßenkinder in Alexandria, Ägypten.


Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Politisches Engagement

Seit dem Jahr 2005 setzt sich Werner öffentlich für ein bedingungsloses Grundeinkommen in Deutschland nach einem von ihm ab 1982 entwickelten Konzept ein. Im November 2005 gründete er dazu die Initiative »Unternimm die Zukunft«. Die Mitarbeiter von DM bestimmen Gehälter wie Sortimente selbst und müssen ihren Chef nicht fürchten - das Geheimnis des zweitgrößten deutschen Drogeriekonzerns. Ein Gutmensch mit Erfolg? Götz Werner, der gerade 60 Jahre alt wurde, ist der lebende Beweis.

Karlsruhe - Discounter sind billig. Dafür sind ihre Läden gemütlich wie Hochregallager, die Produkte ansprechend wie Braunkohlebriketts und die Mitarbeiter zuvorkommend wie Vollzugsbeamte. Das kann man ihnen schwerlich verübeln: Sie genießen im Unternehmen einen Status vergleichbar mit tiefgekühlten Rinderhälften. All das ist wohl kaum "ein Erkenntnisweg, der das Geistige im Menschenwesen zu dem Geistigen im Weltenall führen möchte." Rudolf Steiners Beschreibung der eigenen - der anthroposophischen - Denkschule ist dennoch ein Satz, den sich ein Discounter zu Eigen gemacht hat. Götz Werner, Gründer und Chef der Drogeriekette DM, erklärte die Anthroposophie zu seinem Weltbild.

Und zwar nicht nur im trauten Heim, als handgestickter Sinnspruch mit Brokatrand. In einer Branche, die mit harten Bandagen nach jedem Kunden keilt, führt er sein Unternehmen gemäß dem Wort des Freiherrn vom Stein: "Zutrauen veredelt den Menschen". Doch kann dieser Erkenntnisweg der Veredelung, der sonst nur noch in Waldorf-Schulen überwintert, zu Profit führen?


[Bearbeiten] Sozial

[Bearbeiten] menschenachtung

[Bearbeiten] lehrlingsstellen

Persönliche Werkzeuge