Johnny+Cash:+"Hurt" 1/2

Aus Open-Punk

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Während die meisten Menschen den Samstag dazu nutzen, sich zu erholen oder Spaß zu haben, treffe ich mich mit ein paar Gleichgesinnten zum Kopfschütteln und Weinen. Dieses Ritual ist weder erholsam noch spaßig, sondern zielt eigentlich nur darauf ab, sich das Wochenende zu versauen. Um Mißverständnissen vorzubeugen: Wir machen das freiwillig, wir machen das mit einem Höchstmaß an Leidenschaft und wir machen das in vollem Bewußtsein, daß das, was wir da machen, einfach nur scheiße ist. Unser kleiner, sadomasochistischer Zirkel besteht aus den beiden, durchaus zu komischen Spielchen neigenden Gesellschaftern bürgerlichen Rechts vom Salon Alter Hammer, einem schläfrig wirkenden Voyeur vom Typ "Großvater" zuzüglich diverser, ich darf sagen: ganz entzückender Hausbewohner, die gelegentlich auftauchen und einen Tannenbaum aufstellen oder Rotwein über ihre Tastatur kippen. Woche für Woche versammeln wir uns mit etwas Mineralwasser, dem ein oder anderen Keks und den Resten aus unseren Tabakbeuteln. Wir verlangen nicht viel vom Leben, das Leben verlangt nicht viel von uns, und es ist gut so. Bis es halb vier wird. Dann setzen wir uns vor den Fernseher und schauen unserem Fußball-Club beim Verlieren zu. Wenn die Idee nicht zu neu wäre, könnte man glatt einen Spielfilm darüber drehen. Über die ewig gleichen Chronologien unserer Samstage, über Zeitlöcher und Wiederholungen, über Desillusionierung und Verbitterung, über Hoffnungslosigkeit und dem langsamen Sterben, aber auch über Ängste und unerfüllte Träume. Unser Murmeltiertag sieht in etwa so aus: Nachdem das Spiel angepfiffen wurde, dauert es in der Regel keine halbe Minute, bis sich Max an die Birne faßt und "das kann doch nicht wahr sein!" schreit. Diesen Satz, der einer präzisen Inhaltsangabe erstaunlich nahe kommt, wird er in den nächsten fünf Minuten noch etliche male mit aufrichtiger Fassungslosigkeit auskotzen, sich dabei mehrmals die Knie aufschlagen und irgendwann dazwischen damit anfangen, ein Zeug zu trinken, das er nüchtern niemals trinken würde: Wodka.

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Mehr vom Tom Tonk gibt es auf hier OpenPunk oder auf seiner Seite: http://www.rockraketetonk.de

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