Psychosomatische Zusammenhänge

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Wir haben für euch viele solche Krankheiten oder Leiden beschrieben, bei denen sich Arbeits- und Lebensbedingungen direkt auf den Körper auswirken. Die intellektuellen Wichser nennen das psychosomatisch. Sie fangen bei Mißempfindungen wie innerer Unruhe, Lustlosigkeit, Appetitstörungen an und enden bei schweren organischen Schäden wie z.B. dem Magengeschwür.

Die Übergänge sind fließend, sehr oft können keine krankhaften Organbefunde nachgewiesen werden. In einer Alltagspraxis haben ca. 50% der Patienten solche Störungen. Sie entstehen, weil unter kapitalistischen Bedingungen eine freie Entfaltung des Einzelnen nicht mehr möglich ist. Die Arbeit eines Fabrikarbeiters z.B. bedeutet Streß durch Akkord und Schichtarbeit und immer gleichbleibende Monotonie, bei der er oft nicht weiß, was er herstellt. Der Streß von Arbeitern ist weit größer als der von Angestellten, was folgende Untersuchungen beweisen: Sie erkranken doppelt so häufig an Magen- oder Zwölffingerdarmgeschwür wie Angestellte <Erhebung des Bundesgesundheitsamtes). Außerdem liegt die Sterbequote bei 35-jährigen Arbeitern dreieinhalb mal höher als bei gleichaltrigen Beamten.

Es endet immer dann in solchen wirklich schweren Krankheiten, wenn Unterdrückung chronisch wird.

Aber ihr könnt eure ,Organsprache' nützen, um dem vorzubeugen. Ihr kehrt dem Chef und dem Krach und dem Gestank am Arbeitsplatz den Rücken, indem ihr euch krankschreiben laßt, mit dem was euch jetzt belästigt.

Wenn ihr eure früheren ,zipperlein' überdenkt, werdet ihr wahrscheinlich feststellen, daß sich manche Sachen doch wiederholen. Bei den meisten Leuten gibt es ein Organ und ein Organsystem, was besonders anfällig ist und am ehesten anfängt, auszurasten, z.B. Magen- oder Kreislaufbeschwerden oder Rückenschmerzen. Natürlich kann es auch alles drei sein. Auch das solltet ihr euch zunutze machen und durch leichtere Übertreibungen ausbauen.

Wir wollen also nicht, daß ihr perfektes Theater lernt - Simulanten werdet, wie es die Herrschenden nennen würden. Erstens fliegt man dabei schneller rein und zweitens ist es nicht nötig. Ihr habt Symptome und ihr habt ein Recht darauf, sie wahrzunehmen und nicht schlimmer werden zu lassen. Und das nicht nur in der Talsohle der Konjunktur.

Aber auch eins wollen wir sagen. hütet euch davor, eure Symptome selbst überzubewerten und euch in euer Leiden zu ergeben. Wer krank macht und wer krank ist, wißt ihr selbst. Gesundheit gibt es nicht in diesem System. Aber wenn wir unsere Beschwerden gegen die Entfremdung und Enteignung selber richten, können wir lernen wieder über uns selbst zu bestimmen.

»Wer krank ist, taugt nichts. Wer nichts taugt, fliegt raus. Wer krank rausfliegt, protestiert nicht: den Krankheit ist selbstverschuldet, Schicksal oder Vererbung. Angeblich zahlen wir Sozialabgaben (bis 40% verglichen mit dem Nettolohn), um uns gegen solche ,Schicksalsschläge' zu versichern. Was die Kassen für Behandlungskosten, Krankenhausaufenthalt usw. im Krankheitsfall davon ausgeben. fällt bei deren Umsatz (1968 Krankenkassenumsatz 78 Milliarden Mark; Bundeshaushalt 80 Milliarden) mit Sicherheit nicht ins Gewicht. Mit unseren Sozialabgaben unterstützen wir Vater Staat.. . .die Wirtschaft in Krisenzeiten. Wir versichern also mit unseren Sozialabgaben nicht uns gegen Krankheit, sondern die kranke Wirtschaft gegen Krisen. Und damit noch nicht genug! Wir verlieren unseren Arbeitsplatz trotzdem in der Krise, besonders wenn wir viel krank waren! Wer krank ist, geht zum Arzt.

Seit der Lohnfortzahlung üben die Unternehmer auch noch über die Hausärzte Druck auf die Krankschreibungen aus und regeln damit die Zahl der Arbeitskräfte je nach ihrem Bedarf: Während der Hochkonjunktur sollen die Kranken schneller, während der Wirtschaftskrise langsamer gesund werden.

Wer so entscheidend mitmischt, ist garantiert auch am Krankwerden beteiligt. Oder werden die Fließbänder während der Hochkonjunktur etwa langsamer gestellt??

Stimmt da vielleicht etwas nicht mit der angeblich selbstverschuldeten Untauglichkeit? Hängt Krankwerden wirklich nicht damit zusammen, daß wir uns täglich im Arbeitsprozeß verschleißen? Die Tatsache, daß wir im 8-Stundentag

fünf Stunden für den Profit arbeiten, d.h. unsere Lebenszeit verschleißen, hat uns zu denken gegeben.«

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