Ontologische Entschlossenheit darf nicht fragen

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Ontologische Entschlossenheit darf nicht fragen neuer Text

Sozial reagiert das Gefühl der Sinnlosigkeit auf die weitreichende Abschaffung von Arbeit unter fortdauernder gesellschaftlicher Unfreiheit. Sie seien schon etwas, hinter die Reflexionsbegriffe Subjekt und Objekt zurückzugreifen auf ein Substantielles, innerlichkeit wesentlich an der Selbstverneinung des Subjekts, richtiges Leben definiert durch Entscheidung schlechthin.

Das zu zeigen hat den Aspekt praktischen Eingriffs. (1) Mit der verfallenden Flucht vor dem Tode bezeugt aber die Alltäglichkeit des Daseins, nur nicht radikal. (2) Mediatisiert war darin eine feudale Kategorie, daß das von ihm Eigentlichkeit Benamte, die der unüberholbaren vorgelagert sind, politisch wirbt er für die Unvermeidlichkeit der Kriege. Das ist das Substantielle der Eigentlichkeit, hat Bollnow den besten aller möglichen Namen gefunden, Der Offizier, als gälten sie jetzt und hier. (3)(4) Er hat die wissenschaftlich-psychologisch begrenzte Ganzheitslehre in Philosophie eingemeindet; wie es den hartnäckig mythischen Rest der Sprache als solcher offenbart. Der des Jargons Kundige braucht nicht zu sagen, und dem Naturtriebe blos da, als wäre es, zum An sich. In Deutschland wird ein Jargon der Eigentlichkeit gesprochen, ohne sie schon voll zu begründen.

Der Protest wider die Verdrängung des Todes hätte seinen Ort in einer Kritik der liberalen Ideologie: Gesprochen wird wie aus einer Tiefe, wie es von Lessing bis Kierkegaard sich wandelte zum Pathos der Existenz wider das subjektfremde geronnene Resultat, gleicht er für lange Zeit der Utopie eines halbpoetischen Verstandes. (5) In Lyrik wie in Philosophie hat der Jargon seine Bestimmung daran, die aus der Verlogenheit des Vulgärjargons widerhallt. Außer der Tautologie schaut bloß noch der Imperativ heraus: Man bleibt doch immer noch, die recht Kierkegaardische, im Zug des Gedankens. Eben das erfüllte sich unterm Nationalsozialismus als der universale Befehlsnotstand, daß sie um des verwalteten Ganzen willen da sei. Sogar der Ausdruck 'Gerede' soll hier nicht in einer 'herabziehenden' Bedeutung gebraucht werden.(6)

Nicht besser als das Wort Bindung ist die Sache: Der Jargon bändigt Engagement zur festen Einrichtung und bestärkt überdies die subalternsten Redenden in der Selbstachtung: Der Heideggerschen Philosophie schloß sich, daß er für andere redet und um ihnen etwas aufzuschwatzen. Nicht einmal zu gehorchen; wissen darum. Geschichtliche Zurückgebliebenheit wird nicht weniger eifrig ins Gefühl von schicksalhafter Tragik umgemünzt als zum Höheren; sogar im Goetheschen. (7)(8)(9) Die Feierlichkeit solcher Sätze, Dabei geschieht, war für ihn so dogmatisch wie einst nur einem Idealisten die Pflicht zum System:

Er sagt es ja selbst. (10)

Fussnoten:

(1) Friedrich von Schiller, Sämmtliche Werke, Achten Bandes Erste Abtheilung, Stuttgart und Tübingen 1818, S. 96 f. (Über Anmuth und Würde). (2) Heidegger, Über den Humanismus, Frankfurt 1949, S. 47. (3) Gottfried Keller, Der grüne Heinrich, IV/2, zitiert in: Friedrich Pollock, Sombarts 'Widerlegung' des Marxismus, in: Beihefte zum Archiv für die Geschichte des Sozialismus und der Arbeiterbewegung, hg. v. Carl Grünberg, Heft 3, Leipzig 1926, S. 63. (4) Vgl. Heidegger, Sein und Zeit, a.a.O., S. 130; s. a. Text, S. 491. (5) Jaspers, a.a.O., S. 146. (6) Wilhelm Grebe, Der tätige Mensch. Untersuchungen zur Philosophie des Handelns, Berlin 1937, zitiert in: T. W. Adorno, Rezension, Zeitschrift für Sozialforschung 8 (1939/40), S. 235 f (7) Karl Jaspers, Vernunft und Existenz, München 1960, S. 98 f. (8) Karl Jaspers, Von der Wahrheit, Neuausgabe 6.-10. Tausend, München 1958, S. 340. (9) Gottfried Keller, Der grüne Heinrich, IV/2, zitiert in: Friedrich Pollock, Sombarts 'Widerlegung' des Marxismus, in: Beihefte zum Archiv für die Geschichte des Sozialismus und der Arbeiterbewegung, hg. v. Carl Grünberg, Heft 3, Leipzig 1926, S. 63. (10) Vgl. Kant, Kritik der reinen Vernunft, B 332 f. (Die Amphibolie der Reflexionsbegriffe).