PG1-Green Day

Aus Open-Punk

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Man kann auch bei Green Day Spaß haben!!!

So geschehen im Huxleys, Berlin am 12.2.98

Marita und ich treffen uns am äußerst gemütlichen Bahnsteig der U8 Richtung Huxleys. Wir sitzen kaum, als eine ältere Frau (um die 60 völlig begeistert nach Maritas Frisur fragt (blondierte, teils noch rötliche Zöpfchen + Haarspange) und ihr mit den Worten „Hach, Mädelchen is ja echt entzückend“ 2,- DM in die Hand drückt. Wir sind ebenso verblüfft wie erfreut und setzen die Kohle gleich am Süßigkeitenautomat in diverse Mini-Schokoriegel um. Als die Bahn endlich kommt hinterlassen wir gedankenlos wie wir sind, einen kleinen Müllberg auf der Bank, womit wir aber nicht ungeschoren davon kommen sollten. „Ey, ihr Schlampen, ihr habt was vergessen!“ keift es hinter uns her. Eine Tussi mit Kinderwagen (höchstwahrscheinlich Ex-Junkie) pöbelt uns an, was wir geflissentlich ignorieren.“ Ihr seid ja sooooo cool, ich habe hier ein Stück Zukunft, und ihr....blablafasel“ jammert sie vorwurfsvoll und scheint auf ihr blödes Plag anzuspielen. Anscheinend haben wir irgendwie ganz groß DEPP auf der Stirn stehen??? Immerhin amüsiert sich der Rest des Wagens auch ganz prächtig. Ich gebe zu, daß es natürlich eine kulturelle Freveltat ist, daß ich die Berliner U-Bahn (!) mit Abfall verschandele. Ein Psychobilly springt uns bei und bemerkt, daß wir ja immerhin Arbeitsplätze für Müllmänner sichern, was die Trulla aber auch nicht besänftigt. Sie wirft uns vor, daß wir Sozialhilfe Empfänger auf ihre Kosten wären, (als wenn die jemals Steuern gezahlt hätte...) und unsere Eltern solange beklaut hätten, bis sie uns rausgeschmissen hätten. Mühsam verkneife ich mir das Lachen uns gestehe, daß wir beide 6000,- Stütze kassieren, lästere, daß sie da mit ihrem Kindergeld kaum mithalten kann und will gerade gestehen, daß ich meine Eltern umgebracht habe um an mein Erbe zu kommen, da müssen wir auch schon aussteigen. Die Tante ist mittlerweile einem hysterischen Anfall nahe und zetert noch eine Weile hinter uns her, was meiner Aufmerksamkeit aber leider entgeht. Der Psycho will auch aufs Konzert und so lachen wir noch einige Meter zusammen. Die Tante ist mittlerweile einem hysterischen Anfall nahe und zetert noch eine Weile hinter uns her, was meiner Aufmerksamkeit aber leider entgeht. Also wenn das nicht ein gelungener Auftakt für einen heiteren Abend ist. In dieser Stadt trifft man einfach ständig interessante Menschen!!

Im Huxleys angekommen treffen wir als erstes Dolly, die sich als gute Fee hinter der Theke erweist und uns mit Bier versorgt. Wir sind gerade gemütlich nach vorne geschlendert (schließlich bin ich kurzsichtig), da fangen auch schon D-Generation an zu spielen. Klingt erst mal gar nicht so übel. Zwar sind die Burschen optisch gesehen eine wilde Mischung (Drummer Ramones, Gitarrist I Social Distortion, Gitarrist II Crust Punk, Bassist Rod Steward meets Cpt. Sensible und der Sänger ein Grufti mit Dreadlocks) aber wir sind gut gelaunt und aufgeschlossen. Mittlerweile werden auch schon die ersten ohnmächtigen Teenies an uns vorbei getragen, naja, zu den jüngsten gehören wir hier wohl wirklich nicht. Leider neigen auch D-Generation dazu, ihre Songs nicht nach 2,5 Minuten zu beenden, wie es sich für anständige Punker gehört, sondern belästigen uns mit unnötigen Soli und Gedudel. Scheint gerade eine Art Trend zu sein. Schade, ansonsten spielen sie eigentlich ganz ordentlichen Rock-Punk. Als sich der Sänger endlich auszuziehen anfängt, stellen wir enttäuscht fest, daß er ziemlich schwabbelig ist und ich konzentriere mich wieder auf die halbnackten Teenager. Als Green Day auf die Bühne stürmen, geht das Gekreische los. 1991 war das auch noch anders (jaja, genau, damals als alles noch.....bla) aber irgendwie gönn’ ich’s ihnen. Allerdings fängt es nach ein paar Liedern an zu nerven, dieses Sänger: “Oheyoheo“... Publikum: „Oheyoheo“ usw. Das ist doch unverhohlene Hinhaltetaktik !!! Immerhin bringen es die Popstars so auf über 1 Stunde Spielzeit und am Ende der einzigen Zugabe zerlegen sie liebevoll (und ziemlich vorsichtig) das Schlagzeug. Ein anwesender, mir bekannter Schlagzeuger bricht fast in Tränen aus, aber es geht nicht wirklich was kaputt. Die ollen The Who waren da schon spektakulärer. Währenddessen gibt der Gitarrist/Sänger sein privates Feedback-Konzert, das in die aktuelle „unplugged“ - Single übergeht. Hat was von John Denver und ein paar Deppen zünden tatsächlich Feuerzeuge an. Dann ist Schluß und die Kinder müssen sich beeilen, weil die Eltern unten warten. Mir tun die Knie weh, Marita das Kreuz und wir fühlen uns ein bißchen alt. Immerhin sind keine Kuscheltiere geflogen, das ist ja auch schon mal was. In der U-Bahn führen wir Diskussionen mit dem Nachwuchs, ob das jetzt völlig Scheiße und überhaupt noch Punk war oder nicht. Naja, Kinners, das wußte man doch schon vorher. Aber vor 1500 Leuten spielt es sich halt anders als vor 150 oder 15. Marita und ich sind jedenfalls gut gelaunt, beenden den Abend mit einem Bierchen im Franken und beschließen, daß es Zeit für ein Fanzine namens Plastic Girl wird. Sieht man mal, was für Konsequenzen so ein Abend haben kann.