WIZO - Punk gibt's nicht umsonst! (Teil III)

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Juchuuu, da ist es endlich, das neue WIZO-Album!
Juchuuu, da ist es endlich, das neue WIZO-Album!

Version vom 12:12, 1. Jun. 2015

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Dieser Artikel ist ein Review zu WIZO - Punk gibt's nicht umsonst! (Teil III)


Review WIZO – Punkgibt’s nicht umsonst! (Teil III)

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<p> Juchuuu, da ist es endlich, das neue WIZO-Album! Als Optimist sage ich ganz klar: Gut Ding will Weile haben! Und wen interessiert schon wirklich, ob die Veröffentlichung nun 2010 oder 2014 war? Die Hauptsache ist doch nur, dass das Teil gut ist. Und das Teil ist gut! Das Teil ist ehrlich gesagt um Längen besser, als ich es überhaupt für möglich gehalten hätte. Denn es ist nicht einfach nur eine Platte einer Band, die sich nach einigen Jahren Auszeit wieder zusammen getan hat. Es ist eine Platte die zeigt, dass WIZO etwas vorhat, dass es noch viel zu sagen gibt und dass Punkrock mehr ist als gegen Nazis, Bullen, Staat und Kirche! Böse Zungen behaupten, das Album sei ein billiger Abklatsch des Megakrachers UUAARRGH! von 1994, ich aber halte es für eine geniale Weiterführung dessen. Eine gewisse Ähnlichkeit ist nicht abzustreiten, das sieht man auf den ersten Blick. Das geliebte Fert ist wieder am Start, wenn auch diesmal mit Don Quixote auf dem Rücken. Auch die lange Spielzeit von über einer Stunde erinnert an den Klassiker aus den 90ern. Ist das schlimm? Im Gegenteil, das zeigt gleich der erste Song „Seegurke“. Nach ungefähr zwei Sekunden weiß selbst der ungeübte Hörer, welche Band hier gerade aufspielt und es ist nach weiteren zwei Sekunden auch sofort klar, was diese Band so außergewöhnlich und einzigartig macht. Dieser unverwechselbare Humor, gepaart mit einem Händchen für Ohrwurmmelodien, die alles andere als nerven und die an Leichtigkeit nicht zu übertreffende Spielfreude machen WIZO unverkennbar. Es ist einfach stimmig, authentisch, wirkt nicht verkrampft oder gequält, es macht Spaß, gute Laune und zugleich ertappt man sich bei dem Gedanken: Recht hammse! Jeder ist seines Glückes Schmied, auch beim Essen, darauf wird bei „Scheissefresser“ hingewiesen. Weg mit der Massentötung von Tieren, weg mit antibiotikaverseuchtem Fleisch! Macht Euch endlich schlau, wo Euer Essen herkommt und lasst die Finger vom Billigfressen! „Kohlenholen“ ist das typischste aller WIZO-Lieder. Man nehme einen naiven, bitterbösen und gewaltverherrlichenden Text, dazu eine zuckersüße Melodie et voilà, fertig ist die Soße. Konkret wird in dem Song wohl eine Art Trennung auf etwas unkonventionelle Art und Weise verarbeitet. Schlachtermesser, Säge, Radkreuz? So kann’s gehen. Bei „Ganz klar gegen Nazis“ wird einem sofort wieder bewusst, dass wir auch 2014 mit dem Thema leider noch lange nicht durch sind. Traurig, aber wahr, das zeigen nicht zuletzt Pegida und Co oder auch der Brandanschlag auf ein geplantes Flüchtlingsheim in Tröglitz. „Scheissekotzen“ kannten wir schon von den Konzerten 2010 und 2011, hat da etwa jemand Probleme mit dem Älterwerden? Mit einem flotten Tango geht es in „Kriminell und Asozial“ weiter; man muss auch mit Ü40 kein angepasstes Leben führen! Persönlich und melancholisch wird es bei „Kein Empfang“. Ein trauriges Lied über den Verlust eines geliebten Menschen, das kann wohl jeder nachempfinden. Toller Reggea, tolle Melodie! Auch die „Königin“ wurde schon auf den ersten Comeback-Shows zum Besten gegeben. Ein süßes Liebeslied, das in dieser Version einen kleinen Hang zur neuen Oralsex-Hymne hat. Aber die Punkrockpolizei kann ihre Sexismusvorwürfe gleich wieder einpacken, der Song ist einfach nur schön! „Unpoliddisch“ wurde ja schon 2012 unter dem fiktiven Bandnamen TOTAL VERBOILT auf youtube veröffentlicht. Und wer bis dato noch nicht geschnallt hatte, dass hinter dieser Nummer WIZO stand, der war jetzt einigermaßen überrascht, das Lied auf diesem Album zu finden. Amüsant, wie sich hier im sächsischen Dialekt über die Grauzone und die Bands, die lieber unpolitisch sein wollen, um sich eine größere Zuhörerschaft zu ermöglichen, lustig gemacht wird. Erschreckend zugleich, dass es immer noch genug Bands im Punkrockbereich gibt, die genau so sind, die sich nicht eindeutig positionieren und sich nicht klar gegen Rechts äußern, weil sie zu blöd sind, weil sie zu feige sind, weil sie keine Meinung haben! Bei der Akustiknummer „Mein Wut“ geht es um die Wut im Bauch, die früher mal Antrieb fürs Rebellieren war, die im Laufe der Jahre weniger geworden ist und die Frage, wo sie letzten Endes geblieben ist. Lebt es sich besser mit ihr oder ist es ohne sie eine Art Befreiung? Richtig schnell wird es bei „Dummensch“, ein Abgesang auf die Menschheit, die „…die größte Plage für diesen Planet…“ ist. Besonders geil bei diesem Stück sind die Horror-Picking-Akkorde und das wunderschöne Hm7b5, spitzen Songwriting! Vom Piano begleitet ist „Wenn ich mal sterb“ quasi ein gesungenes Testament, eine Anleitung zum Weiterleben für die Hinterbliebenen. Das Thema Tod kommt auch auf dieser Platte mal wieder nicht zu kurz. Dass sich jemand mit Mitte 40 so intensiv und detailliert mit seinem Ableben befasst ist schon krass und vor diesem Hintergrund ist das Lied auch ziemlich traurig, auch wenn es sich ganz anders anhört. Zum Schluss nimmt WIZO mit „Alte Herren“ das eigene, mittlerweile etwas fortgeschrittene Alter ein wenig aufs Korn und damit lassen sich die schmerzenden Glieder doch auch ganz gut ertragen. Es ist ein schöner Abschluss eines Albums, das eigentlich alles zu bieten hat, was man sich auf einer Punkrockplatte erhofft. Selbst gewöhnungsbedürftige Songs wie „Wie solls gehen“ und „Schlechte Zeit“ haben nach mehrmaligem Hören ihre Berechtigung und fügen sich wunderbar ein. Makabere, zynische, ironische und kritische, antifaschistische Lieder hat es bei WIZO immer gegeben und sie sind auch diesmal wichtiger Bestandteil des Werkes. Soviel Persönliches wie auf dieser Scheibe war vorher aber noch nie da, tut dem Ganzen aber sehr gut und verleiht der Band eine große Authentizität. Album des Jahres! Gesamtspielzeit: 65:23min www.wizo.de Erhältlich als CD, Doppel-LP und Download

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