Der geschaendete Insasse

Aus Open-Punk

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Der geschändete Insasse


Der Wecker klingelt um halb acht,

da ist in Thüringen noch Nacht.

Im Nebel ahnt man draußen schon

die NordicWalking-Invasion:


Wie Zombies zuckeln sie vorbei

und sabbern feucht: "Der Sport macht frei".

Die haben hier doch wohl nen Schuss!

Ich stehe auf, nur weil ich muss.


Zum Kaffeetrinken schlepp ich mich,

bäh, nein, die Plörre trink ich nich!

Auch der Kakao verdient es nicht,

doch schlucken ist hier erste Pflicht.


Ich kriege kaum die Augen auf,

doch kriech ich tapfer Treppen rauf

zur Untersuchung bei nem Doc,

na, darauf hab ich vielleicht Bock!


Auf Spritzen legt der großen Wert,

mein Hintern bleibt nicht unversehrt.

Auch Sauerstoff und solche Sachen,

die sollen mich gesünder machen.


Ich weiß nur eins, und das genau,

mir gehts wie ner schlachtreifen Sau.

Das ist dem Arzt jedoch egal,

ich habe keine andre Wahl.


Ach, viel lieber würd ich pennen,

doch schon muss ich wieder rennen

im Schweinsgallop ins Badehaus!

Jetzt zieh ich mich schon wieder aus.


Gymnastik nennt man das hier gern,

Bewegung liegt mir herzlich fern.

"Was machen Sie denn da, Herr Schwall?!"

Der Trainer hat doch echt nen Knall.


Dann wieder in die Puschen rein,

Herrje, muss das denn wirklich sein?

Auf pervoriertem Arsch zu hocken,

lässt mir das Blut wie Eiweiß stocken.


Den Vortrag kannste eh vergessen..

Dann drängt man mich zum Mittagessen.

Zwei Stunden lässt man mich in Ruh,

die bringe ich am Rechner zu.


Um drei gehts weiter im Programm,

der Fußmasseur steht längst schon stramm.

Er zieht und zerrt und quält mich dann,

bevor ich endlich gehen kann.


Dann heißt es wieder "Essenfassen!",

könnt ihr mich nicht in Ruhe lassen?

Jeden Tag die gleiche Tour,

was findet ihr denn daran nur??


Todmüde nach dem Abendfraß,

bei dem ich wieder schmerzhaft saß,

schleich resigniert ich mich ins Bett

und lieg wie aufm Nagelbrett.


Ihr glaubt, dass es mir besser geht,

weils irgendwo geschrieben steht?!?

Dann macht doch selbst den ganzen Dreck,

sobald ich darf, bin ich hier weg!!


(Barb, März 2012)

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