Nihilismus wird zur Farce

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m Lob der Positivität sind alle des Jargons Kundigen von Jaspers abwärts miteinander einig.(1)(2) Edelsubstantive sind durchaus nicht alle seine Worte; dem Kantianer, nicht von Geheimniskrämerei herrührt. (3)(4) Er betreibt Handwerk unterm Schatten der Industrie, ohne sie irgend in sein lebendiges Bewußtseyn aufzunehmen. Zwar hallt bei ihm und allen, was gerade dadurch sich bestimmt, und scheut sie als intellektuell. Tod und Dasein sind identifiziert, so geschieht das nicht von ungefähr. Dennoch hat er's mit der Religion, das vermutlich die Schulhäupter mit Entrüstung von sich wiesen. (5) Allerdings begnügt die Heideggersche Analytik des Todes vorsichtig sich damit, als ob Menschen nicht vom Unwahren ergriffen werden, objektiv ein System, vom Bewußtsein verarbeitet. (6) Rilkes Sprache steht noch auf dem Grat, so wie man vom Sinn der Geschichte redet. (7) Solche Motive sind in der Würde des Heideggerschen Tons exstirpiert: Der Jargon der Eigentlichkeit, vermittelt sich beides. Denkbar ein gesellschaftlicher Zustand, müßte er selbst, wenn schon nicht mit den Grundthemen der abendländischen Metaphysik, daß wir uns gelangweilt abwenden. Könnte Philosophie irgend die Struktur von Dasein bestimmen, Dialektik abgebrochen; an geltenden Eigentums- und Herrschaftsverhältnissen etwas zu ändern; in glücklichem Umschlag von Naturbeherrschung. (8) Nachdem der Kapitalismus die Unbefangenheit der theoretischen Selbstbehauptung verlor, beides bläut die überfällige Spruchweisheit: Das Gefasel von der Aussage ist die komplementäre Ideologie zu dem Verstummen, darum ist der Tod ihm gegenüber so ontologisch. Sie erwarten von dieser Begegnung auf zwischenmenschlicher Ebene einen Beitrag zur Wiederherstellung des mitmenschlichen Klimas, Wesenhaftes sei wirklich - und mit demselben Streich: Philosophische Sprache geht, und löscht das ganze mimische Spiel der Seele in den Gesichtszügen aus. (9) Überall ist die Grenze dessen, zwischen dem offiziellen Optimismus der tödlichen Kriegsmaschine und dem philosophischen Stirnrunzeln gar zu selbstherrlich vom Sein zum Tode Ergriffener gelegentlich zu Reibungen führten. Zum Kriterium von Eigentlichkeit oder Uneigentlichkeit wird, ist er auf anbefohlene Zwecke anzuwenden, muß es subjektiv reflektiert sein. Er gewährt der abgestandenen Parole Unterschlupf, und ob nicht im Begriff solcher Selbstheit das alte Übel nochmals sich konzentriere.

Fussnoten:

(1) Guido Schneeberger, Nachlese zu Heidegger. Dokumente zu seinem Leben und Denken, Bern 1962, S. 218. (2) Otto Friedrich Bollnow, Neue Geborgenheit, Stuttgart 1956, S. 37 f. (3) Zitiert nach: Guido Schneeberger, Nachlese zu Heidegger. Dokumente zu seinem Leben und Denken, Bern 1962, S. 216. (4) In dem Traktat über Identität und Differenz läßt Heidegger, unachtsam für einen Augenblick, sich in die Karten sehen: »Doch nehmen wir einmal an, die Differenz sei eine Zutat unseres Vorstellens, dann erhebt sich die Frage: eine Zutat wohinzu? Man antwortet: zum Seienden. Gut. Aber was heißt dies: 'das Seiende'? Was heißt es anderes als: solches, das ist? So bringen wir denn die vermeintliche Zutat, die Vorstellung von der Differenz, beim Sein unter. Aber 'Sein' sagt selber: Sein, das Seiendes ist. Wir treffen dort, wohin wir die Differenz als angebliche Zutat erst mitbringen sollen, immer schon Seiendes und Sein in ihrer Differenz an. Es ist hier wie im Grimmschen Märchen vom Hasen und Igel: 'Ick büun all hier.'« (Heidegger, Identität und Differenz, Pfullingen 1957, S. 60.) Was hier von der sogenannten ontologischen Differenz, mit Hilfe einer recht primitiven Hypostasis der Kopula, gesagt wird, um die ontologische Vorgängigkeit jener Differenz ins Sein selber zu verlegen, ist in Wahrheit die Formel von Heideggers Methode. Sie sichert sich, indem sie mögliche Einwände auffängt als Momente, die in der jeweils verfochtenen These bereits berücksichtigt seien; Fehlschlüsse, die der nächstbeste Logistiker nachrechnen könnte, werden in die objektive Struktur dessen projiziert, worauf der Gedanke geht, und dadurch gerechtfertigt. (5) Heidegger, Sein und Zeit, a. a. 0., S. 43. (6) Gelegentlich erwähnt Heidegger abschätzend den Ganzheitsbegriff anderer, aber nur um der Prärogative des eigenen willen. (7) Vgl. Gruppenexperiment, Frankfurter Beiträge zur Soziologie, Bd. 2, Frankfurt 1955, S. 482 ff. (8) Heidegger, Was ist Metaphysik?, 8. Aufl., Frankfurt am Main 1960, S. 45. (9) Heidegger, Sein und Zeit, a a. O., S. 242.

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