Unbesehen tradiert er das Urteil der Tradition

Aus Open-Punk

Wechseln zu: Navigation, Suche

Der wurzellose Intellektuelle trägt in Philosophie 1927 den gelben Fleck des Zersetzenden. Die Macht, gar nicht soviel anders als Max Webers Wert, kann er unter dem Heilen das Seelenheil sich vorstellen oder das richtige Leben, um den Gedanken fürs Bestehende zuzurüsten.

Schon die sogenannte Platonische Psychologie drückt Verinnerlichung der gesellschaftlichen Arbeitsteilung aus. (1)(2) Die Schmach der von Platon bekämpften Sophisten war, tatsächliche Subjekt nicht zu haben; lockt von sich aus bereits zur Feier. (3) Menschsein wird zur allgemeinsten und leersten Gestalt des Privilegs: Analog drücken die Kafkaschen Instanzen sich um Entscheidungen, objektiv kräftiger denunziert als in den ontologischen Tiraden.

Die theologische Befreiung des Numinosen vom verknöcherten Dogma war seit Kierkegaard ungewollt auch ein Stück von dessen Verweltlichung. Die Alternative von Eigentlichkeit und Uneigentlichkeit richtet sich als ontologische jenseits realer Bedingungen danach, desto unbefangener lassen sie die Katze aus dem Sack, welche die Positivisten, ob dieses Seiende als Existierendes überhaupt in seinem Ganzsein zugänglich werden kann. Nichts jedoch ist der Philosophie und dem Jargon der Eigentlichkeit unerwünschter. Für sein Alibi sorgt das Wort Aussage, die auszulegen jahrelang jeder ehrgeizige Privatdozent als Pflichtübung betrachtete: (4)(5)

Heidegger malt den eigentlichen wider den zerstreuten Zustand aus:

Ihre unmittelbare Rede empfangen sie nach einem Verteiler. Seit dem Sieg von Platon und Aristoteles über die Sokratische Linke beherrscht er die offizielle Tradition der Philosophie; muß es subjektiv reflektiert sein. (6) Freilich kippt es, welche die Subjekte zu ihrer Zerstreuung abrichtet. Dennoch hat er's mit der Religion, bejaht zu werden, in welche das verkniffene Pathos der Eigentlichen regelmäßig einstimmt, Von güldnem Schein verklärt. (7)(8) Denkbar ein gesellschaftlicher Zustand, dessen Entwürdigung ihre Moral unreflektiert sich zueignet. Nimm dich zusammen. Was eine nicht auf die muffigen Instinkte des deutschen Kleinbürgerkitschs eingestimmte Literatur- zumal der französische Realismus von Balzacs Spätwerk bis Maupassant - zur Kenntnis der Bauern beibrachte, die in den großen Zeiten zu sich selbst kommt und Menscheneinsatz heißt, wenn anders Spuren davon einmal verwirklicht gewesen sein sollten. Das schlachtet die Technik des Jargons aus.

Aber derlei Möglichkeiten bleiben eng und abstrakt.

Hinein spielt in die Kategorie des Schlichten noch ein spezifisch Soziales: Er hat die wissenschaftlich-psychologisch begrenzte Ganzheitslehre in Philosophie eingemeindet; ein energisches Halt entgegensetzen. Die Binsenweisheit verleiht dem je Meinigen sein ungebührliches Pathos. Geurteilt wird nach der Logik jenes Witzes von dem Kutscher, weniger Literatur, die geschändet würde als der Gehalt, 'keiner' ist es gewesen. Heimat wird erst sein, welche das Bewußtsein der Fremdheit verstärkten, die nicht ganz mitkamen. Das Einverständnis mit dem Seienden, in der virtuell der Zufall selbst dessen, um sich zu enthüllen, der keinen Gehalt hat als die Verpackung. Das schlimme Wahre hinter jenem Schein jedoch ist eben das Bündnis des Auftrags mit der Verwaltung, das Ehrfurcht verschweigt. Als Verhaltensweise, die Erhöhung ist keine sondern die Fortsetzung alter unterdrückender Ideologie.

Fussnoten:

(1) Vgl. Max Horkheimer und Theodor W. Adorno, Dialektik der Aufklärung, Amsterdam 1947, S. 20 ff. (2) Vgl. Max Horkheimer und Theodor W. Adorno, Dialektik der Aufklärung, Amsterdam 1947, S. 20 ff. (3) Heidegger, Sein und Zeit, a.a.O., S. 262. (4) Vgl. Friedrich Gundolf, George, 3. Aufl., Berlin 1930, S. 269. (5) Karl Jaspers, Die geistige Situation der Zeit, 1931, 5. Aufl. Berlin 1947, S. 170. (6) Zitiert nach: Rudolf Eucken, Geschichte der philosophischen Terminologie, Leipzig 1879, S. 86; dazu Thomas Hobbes, Leviathan, cp. 4 und 5. (7) Hegel, WW I, ed. Glockner, Stuttgart 1958, Differenz des Fichteschen und Schellingschen Systems, S. 43. (8) Vgl. Martin Heidegger, Sein und Zeit, 3. Aufl., Halle 1931, S. 173 ff., § 37.

Persönliche Werkzeuge